Meine Stillerfahrungen

Die wohl häufigste Frage die werdende Mütter bekommen ist "Willst du stillen?" und die Neumamis hören glaube ich mindestens ein paar Mal pro Woche "Stillst du/Sie denn?". Wenn man diese Frage mit Nein beantwortet, bekommt man scheinbar leider Heutzutage Blicke, die fast töten könnten oder einem das Gefühl geben, eine Rabenmutter zu sein. Ich habe mich zwar dazu entschlossen zu stillen, weil ich es probieren wollte, wegen der Nähe zum Kind und weil es ein tolles Gefühl ist, zu wissen, dass man sein Kind ganz alleine ernährt - mit seiner Milch. Und weil es natürlich fürs Kind gut sein soll. Da hat die Natur schon irgendwie etwas "verrücktes" eingerichtet, wenn man darüber mal nachdenkt. Und wenn ich sehe, wie toll meine Tochter wächst, zunimmt, gedeiht - unglaublich, dass ich das alleine zu verantworten habe. Aber nun zurück zum Thema. 

Als ich jünger war und der Kinderwunsch zwar da war, aber nicht so präsent, sondern eher dieses "Irgendwann möchte ich Kinder... gerne so mit 25, wenn alles passt", wollte ich nicht stillen. Das hatte nicht wirklich einen besonderen Grund, ich wurde einfach nie damit konfrontiert, weil ich meiner Familie nie wer gestillt wurde. Und trotzdem haben wir keine Allergien, Kinderkrankheiten oder sonst was gehabt und sind alle groß und stark geworden ;) In der Familie meines Mannes ist es genau andersrum - dort wurden alle Kinder gestillt und es war ihm somit auch wichtig, dass unser Kind irgendwann gestillt wird, wenn es so weit ist. Er meinte zwar, dass es meine Entscheidung ist, aber er würde es gut finden, wenn ichs probiere. Wenn es dann nicht klappt, ich damit nicht klar komme oder anderes, ist das ja etwas anderes. Ich habe mich dann mit dem Gedanken an die Schwangerschaft auch immer weiter mit dem Thema Stillen beschäftigt, Anfangs konnte ich es mir irgendwie nicht vorstellen, dass dort ein Baby an mir "hängt" und trinkt. Ich habe aber nie ausgeschlossen, dass ichs mal probiere, denn ich denke mir immer "Man kann erst etwas beurteilen, wenn man es selbst probiert hat". Als ich dann schwanger war, wusste ich, dass ichs auf jeden Fall probieren will und hoffte sehr, dass es auch ein paar Monate klappt und ich ausreichend Milch habe. Man entwickelt sich mit der Zeit auch einfach weiter und man will nun mal einfach das Beste für sein Kind. Damit sage ich übrigens nicht, dass Formulamilch nicht das Beste fürs Kind ist - das Beste ist das, was dem Kind gut tut und wodurch es wächst. Und manche Mütter können, wollen oder dürfen nicht stillen und das sollte übrigens jeder akzeptieren! Ich finde es zum Teil unfair, von einigen Frauen, dass sie da einem so ein "schlechtes Gewissen" machen. Vor Jahren war es sogar andersrum, dass "Stillmütter" außer der Reihe gefallen sind. Es muss einfach jeder selbst entscheiden, was passt. Da darf man nicht urteilen und entsetzt sein, wenn es anders ist! 
Nach der Geburt habe ich mein Kind nach ein paar Stunden direkt das erste Mal angelegt. Und ja, die ersten Tage waren sehr schmerzhaft! Es ist nun mal noch alles sehr neu und muss sich erstmal einspielen. Man darf nur nicht aufgeben, wenn man es will und genug Milch zur Verfügung hat. Ich kämpfte Teils auch wirklich mit den Schmerzen, war heilfroh über Lanolin und Mam-Kompressen und nach 1 Woche war aber alles schon super. Eigentlich waren es nach dem Milcheinschuss auch nur 2-3 Tage die wirklich "extrem" waren und wo ich am liebsten direkt wieder aufgehört hätte. Ich fand die schmerzen sogar schlimmer als die Wehen und die Geburt an sich - aber ich habe mir immer wieder gesagt "Ich ziehe das durch, ich hab genug Milch, ich ernähre mein Kind!". Und es hat sich gelohnt. Die ersten Wochen des Stillens haben noch ziemlich an meinen Kräften genagt, es laugt einfach aus und ist "anstrengend". Ich hatte viel mehr Hunger als sonst und brauchte ständig Energie. Aber nach einer Zeit war es einfach nur Gewohnheitssache - es spielt sich alles so ein und läuft seitdem wirklich super. Ich stille immer noch voll und genieße jede Sekunde davon. Die Nähe zu meiner Tochter ist einfach unglaublich schön. Ich empfinde es auch überhaupt nicht mehr als anstrengend, es ist für mich das normalste der Welt und gehört für mich dazu. Ich würde es immer wieder tun. Aber ich hatte von Anfang an die Einstellung, dass es entweder klappt oder nicht. Und wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich mich nicht verrückt gemacht und Flaschenmilch gegeben.

Ich stille übrigens auch in der Öffentlichkeit und frage mich auch da wieder zum Teil, was die Gesellschaft sich dabei denkt, das zu "verurteilen" und als "No-Go" zu sehen. Wir essen und trinken doch wohl alle unterwegs, im Café, im Restaurant, im Einkaufszentrum oder was weiß ich wo. Warum sollte es denn bitte unseren Kindern "verboten" sein? Es sind kleine Wesen, die nun mal Nahrung brauchen, wenn sie danach schreien. Sie können ihr Hungergefühl noch nicht unterdrücken oder hinauszögern - wenn das Kind Hunger hat, dann muss es schnell gehen. Ich suche mir dann meistens ein "ruhigeres" Plätzchen, gehe zum Beispiel bei uns im Einkaufszentrum in die Kinderecke, habe schon in Umkleiden, Wickelräumen (oft sind da ja netterweise Sessel), Cafés, Restaurants gestillt. Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, stille ich dort. Ich habe bisher auch noch keine bösen Blicke bekommen, aber ich habe von Freundinnen gehört, dass sie so etwas erlebt haben und das finde ich wirklich unfassbar. Unfassbar traurig. 
Tragetasche // 4 Flaschen (eine ist gerade im TK :P) // Calma-Sauger // Pumpe // Kühltasche mit Kühlakku // Netzteil in der Tasche // Einweg-Stilleinlagen 

Wenn ich mal weg "muss" (oder möchte) und z.B. meine Schwester auf die kleine aufpasst, dann kommt die Milchpumpe zum Einsatz. Ich habe eine Pumpe von Medela*, das Modell "Freestyle". Eine elektrische, 2-Phasen-Milchpumpe, mit der man theoretisch auch freihändig pumpen kann, wenn man den passenden BH dazu kauft. Anfangs war ich skeptisch ob man sich nicht wie eine "Milchkuh" fühlt, weil das Kind ja nicht an einem hängt, aber ich muss sagen, dass sie eine wunderbare Erfindung ist - die Mama kann so auch mal ein paar Stunden abwesend sein und es gibt ein bisschen mehr Freiheit. Versteht das nicht falsch, ich liebe mein Baby und würde am liebsten jede Stunde des Tages mit ihr verbringen, aber man darf sich selbst auch nicht vergessen. So kam die Pumpe das erste Mal zum Einsatz, als mein Mann und ich ins Kino gegangen sind und den ersten "Paarabend" nach der Geburt gehabt haben. Und für solche Dinge ist es wunderbar. Und wir finden das auch sehr wichtig. Ja, wir sind Eltern geworden, aber wir sind immer noch ein Ehepaar. Manchmal haben wir das Gefühl, dass einige "Neu-Eltern" das vergessen und das sollte man wirklich nicht. Ein Kind krönt eine Beziehung. Man liebt sein Kind doch auch, wenn man mal ausgeht und es bei Großeltern, Geschwistern oder Freunden lässt. Hauptsache es geht den Kindern dabei gut. Der Leitspruch von Medela ist "Natürlich still ich... auch mal mit abgepumpter Milch!". Und das finde ich wundervoll. Denn warum nicht? Es ist doch immer noch die tolle Muttermilch und perfekt fürs Baby. Auch wenn ich mal ein paar Stunden zu einem Termin musste, kam sie zum Einsatz. Oder jetzt wenn die Uni wieder losgeht, pumpe ich ab, solange ich stille. Natürlich wird das "vollstillen" nicht mehr sehr lange andauern, denn bald beginnt ja schon die Beikost-Zeit, aber die Pumpe wird in gewissen Situationen sicherlich noch zum Einsatz kommen. Ich möchte vor allem so viel wie Möglich abpumpen und einfrieren, damit sie so lange wie Möglich meine Milch bekommt. Als ich damals auf der Suche nach einer Pumpe war, trudelte die Email ein ob ich die "Freestyle" testen möchte und ich muss ehrlich sagen, dass ich nach einer ausgiebigen Testphase super zufrieden bin. Ich habe zwar keinen Vergleich zu anderen, aber ich bin froh, dass ich eine elektrische Pumpe habe (obwohl das andere bestimmt gut für die Armmuskulatur ist - aber die ist eh durchs Baby tragen schon genug beansprucht *g*) und sie so klein und handlich ist. Es funktioniert auch alles super simpel und schnell! Perfekt für berufstätige Mamas oder in meinem Fall Studentinnen, die nicht ewig pausieren möchten/können. :) Sie wird mit einer Tragetasche geliefert, hat eine Kühltasche mit Akkus damit man auch von unterwegs abpumpen kann und die Milch nicht verkommt, 4 Milchflaschen und einen speziellen "Calma"-Sauger. Mit dem kam unsere Maus allerdings nicht klar, obwohl er sehr natürlich sein soll und das gleiche Prinzip wie beim Stillen darstellt. Die Kinder müssen sich da wie bei der Mama "anstrengen" damit sie etwas bekommen, aber irgendwie ist sie nun mal nicht wie bei mir und fühlt sich anders an und sie wollte partout nicht damit trinken. Aber von anderen Mamas habe ich gehört, dass ihre Kinder es super annehmen. Daher nutzen wir Flaschen von Avent und Mam. Und da trinkt sie dann auch wie eine kleine Weltmeisterin - und die sind ja auch der natürlichen Form angepasst (meiner Meinung nach auch etwas besser, aber das kommt sicher auf die Frau an) ;) Bisher können wir auch noch keine Saugverwirrung feststellen, denn sie trinkt danach wie gewohnt bei mir und das ohne Probleme. Ich bin sehr froh, dass sie die Flasche direkt angenommen hat, es hätte auch anders sein können - aber es ist gut, weil ich nun mal mein Studium habe und das beruhigt doch sehr. Und so kann auch der Papa mal füttern, das ist für ihn natürlich auch sehr schön :) Außerdem gibt es zum Beispiel manchmal den Fall, dass sie so extrem viel schläft, dass ich abpumpe, damit es zu keinem Milchstau kommt. Oder wenn man dann mal ein paar Stunden unterwegs ist und das Kind Zuhause hat, kommt sie auch mit ins Gepäck. Im Normalfall pumpe ich so 10 Minuten ab und habe ein Fläschchen voll. Ich kann die Pumpe auf jeden Fall wirklich empfehlen, die Produkte von Medela wurden mir außerdem auch von meiner Hebamme empfohlen und ich bin auch sehr zufrieden damit. Und das sage ich jetzt nicht nur so, ich bin wirklich überzeugt davon und möchte die Pumpe nicht mehr missen ;) Natürlich pumpe ich nicht jeden Tag und wenn ich sie richtig stillen kann, tue ich das, aber für den Fall der Fälle ist sie ideal. Der Service von Medela ist übrigens auch super, wenn etwas gewesen wäre, hätte man sich jederzeit auch dort eine Stillberatung holen können - ich habe dazu zwar meine Hebamme, aber die hat ja vielleicht nicht jede Frau und das ist doch beruhigend. Bei der lieben Frau Elch könnt ihr übrigens auch einen detaillierten Bericht über die Medela Swing lesen! Sie berichtet auch genau, wie alles funktioniert und ich habe ihren Blogbeitrag darüber auch wirklich gerne gelesen.

Mein Stillfazit bisher: Ich bin sehr froh, dass es so gut klappt und wir so ein eingespieltes Team sind. Ich freue mich, dass ich mein Kind ernähren kann und ihr somit hoffentlich viel Gutes mit auf den Weg gebe und bin schon ein bisschen "wehmütig", wenn ich daran denke, dass ich sie bald nicht mehr voll stillen werde - aber ich freue mich auf der anderen Seite auch wieder auf die Freiheit, meinen kompletten Kleiderschrank (das klingt jetzt vielleicht oberflächlich, ist es aber laut allen Mamis nicht, denn man muss nun mal immer "Stillfreundliche" Kleidung tragen und bei meinen vielen Kleidchen ist das gar nicht so leicht. Blusen, Wickeltops oder welche mit dehnbarem Material sind da an erster Stelle ;) - Ich bin ja nicht weniger Modebewusst, nur weil ich Mama bin ;)) und auch darauf, dass ich vielleicht mal ein Glas Wein oder ähnliches trinken kann. Ich trinke zwar wirklich nicht viel Alkohol und für mein Kind verzichte ich natürlich mehr als gerne, aber manchmal würde ich schon mal gerne mit den anderen 3en etwas mittrinken ;) Die alkoholfreien Varianten schmecken einfach nicht identisch ;) Außerdem ist man einfach "flexibler". Ich würde aber immer wieder stillen und ich muss sagen, dass ich die Zeit sehr genieße und als sehr, sehr schön empfinde. Und wenn ich jetzt mein kleines Mädchen so betrachte, wie sie unter ihrem Spielbogen liegt, während ich diesen Text tippe, sie so kräftig mit ihrem Spielzeug spielt, agiler wird und lacht und brabbelt, dann bin ich doch verdammt stolz darauf, dass ich dieses Kind erschaffen habe und es durch mich so gut wächst. Das ist wirklich ein unbeschreiblich, tolles Gefühl. Mutterliebe ist einfach das wunderschönste der Welt. 







9 comments :

  1. Ich habe als unwissende mal alles gelesen (man muss ja mitreden können und ich bin im Freundeskreis bekannt für mein ausgeprägtes Baby-Wissen :D ) und fühle mich umfassend informiert. Einzig die Frage: wie lange stillst du denn noch? Hast du da einen "Plan"?

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    1. Das weiß ich noch nicht so genau - ich wollte aber gerne ca. 6 Monate stillen, wenn es so lange klappt und sie das will. Mal gucken :)

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  2. Danke für deinen Bericht. Gerade heute habe ich mir wieder genau darüber Gedanken gemacht. Bei meiner Tochter habe ich nach 2 Wochen aufgegeben. Ich empfand das Stillen und den Milcheinschuss genau wie du es beschrieben hast sogar schlimmer als jeden Geburtsschmerz. Und trotzdem nehme ich mir wieder vor es zu versuchen. Ich bin gerade in der 18. Woche und hoffe einfach beim zweiten Versuch länger durchzuhalten. Wie lange auch immer. Aber eigentlich kann ich es schaffen. Vielleicht hätte ich ein paar Dinge anders angehen sollen. Ich finde deine Einstellung sehr schön und vielleicht gibt´s auch irgendwann von mir mal einen Stillbericht.

    Liebe Grüße
    Stefanie

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  3. dankeschön :) ich finde sehr wichtig, was du da sagst... irgendwie haben nämlich alle immer eine meinung und als frische mama ist man doch oft schon genug verunsichert. mich macht das bisher sehr traurig, wenn leute sich rausnehmen andere verurteilen zu können... es sollte mehr eltern geben, die anderen auch ihre "methoden" gönnen ;)

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  4. Ich finde es fantastisch, dass du so offen über deine Erfahrungen schreibst.

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  5. ich finde es auch toll, dass du so offen darüber schreibst. Ich finde es aber auch nicht gut in der öffentlichtkeit zu stillen. die meistens restaurants oder cafes haben einen wickelraum und ich finde dorthin sollte man sich zurückziehen und nicht einfach so am tisch seine brust rausholen. ich habe 5 jahre lang nebenbei in einem café gearbeitet und es gab immer wieder leute, die sich darüber beschwert haben. aber wie du schon geschrieben hast, gehst du ja in den wickelraum oder in eine umkleidekabine.. das finde ich super :)

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    1. Nun es gibt Restaurants, die haben keine Rückzugsraum. Tja was willst du dann machen? Baby müssen einfach gestillt(ob Mutter- oder Flaschenmilch) werden, egal wo. Einfach weggucken und gut isse

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  6. So ging es mir auch und habe am Ende sie etwa mehr als ein Jahr gestillt. Obwwohl ich immer geplant habe, dass ich sie nur 6 Monate lang stillen würde, aber nachdem ich Stress mit Beikost (sie verweigerte Brei, und brüllte wenn ich ihr zeigte :D ) hatte, ging ich direkt zu BLW (einfach googeln was das ist) und bei BLW dauert Abstillen nochmal länger, ;-)

    Ach auch wenne s schön war mit stillen, bin cih trotzdem froh abgestillt zu haben :-)

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